Von Herzen Geschrieben

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Über den Druck & Glaubenssatz nur durch Gruppenzugehörigkeit gut genug zu sein

Hallo du Herzensmensch,

Wenn ich etwas liebe dann das: in einem Café zu sitzen, unendlich lange im Tagebuch zu schreiben und am Ende gewonnene Erkenntnisse mit dir zu teilen. So entstehen eigentlich auch die meisten Blogbeiträge für dich. Ich hatte angefangen die folgenden Zeilen in meiner Instagram Story zu tippen, doch merkte schnell, dass mehr als nur ein paar Zeilen aus mir raus fließen wollten und die Idee für den Blogbeitrag entstand. Noch deutlicher wurde es mir gerade eben in einer Sprachnachricht an eine Herzensfreundin: das Thema darf noch etwas tiefer beschrieben werden (weshalb ich jetzt im leichten Regen auf meiner Lieblingsbank sitze, den Hasen zuschaue und noch mehr Zeilen tippe).

Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich diesen Moment im Café beim Schreiben gerade so sehr genießen konnte, denn in der Tat kam er nicht ganz einfach zu mir. Es hat heute ein wenig Überzeugung und Selbst-Coaching gekostet um zu diesem Moment zu gelangen. Denn eigentlich habe ich heute viel Zeit damit verbracht mich dabei zu ertappen gefangen zu sein in einem bestimmen Gedanken, diesem hier:


„Ich bin nur gut genug, wenn ich einer sozialen Gruppe zugehöre.“ 

Der Gedanken, dass ich hier auf der Reha total sozial aktiv sein müsste. Dass ich nur gut genug bin, wenn ich einem Gruppengefüge zugehörig bin.

Ich glaube ich möchte ein bisschen mehr Hintergundgeschichte mit dir teilen:

Wie du ja weißt bin ich hier gerade für meine Long Covid Reha an der Ostsee und bevor ich auf die Reha ging war mir eines klar: diese Zeit nutze ich komplett und vollkommen für mich. Mache einfach nur mein Ding. In all meinen Vorstellungen und Visualisierungen sah ich immer nur mich alleine, dachte überhaupt nicht daran, dass natürlich in so einer Klinik auch andere Menschen sind. Ich weiß, klingt wohl seltsam, doch ich hatte das wirklich lange nicht auf dem Schirm. Das zeigt ehrlicherweise auch sehr gut wie gestresst und wenig bei mir ich mich vor der Reha war. Soziale Aktivitäten waren das letzte auf meiner Liste von Wünschen und Zielen bezüglich der Reha . Überhaupt auch nur irgendjemanden kennenzulernen war 0,0 mein Ziel. Doch wie ist das im Leben nun mal so? Du kannst planen ohne Ende, am Ende kann es völlig anders kommen.

So auch hier. Plötzlich fand ich mich der tollsten Tischnachbarin gegenüber. Es machte sozusagen klick mit uns. Wer hätte damit rechnen können? Niemand. Umso schöner war es. Ausflüge. Aperol Spritz zum Sonnenuntergang. Lange Spaziergänge. Herrlich und ein großes Geschenk. Zusammen mit ein paar anderen Frauen, meine Reha-Ladies, so nenne ich uns nur zu gerne.

Als es dann Anfang der Woche an der Zeit war sich zu verabschieden fiel mir das alles andere als leicht. Nach und nach reisten die Reha-Ladies ab und ich blieb als einzige noch hier. Eigentlich etwas, auf das ich mich freute. Denn wie gesagt, es war ja mein Plan gewesen super viel Zeit mit mir zu verbringen und weniger mit anderen.

Zeit für mich, die hatte ich. Viel sogar in den letzten Tagen. Doch genossen? Genossen habe ich es nicht.

Wie konnte das ein, wo ich mich doch so darauf gefreut habe?

Ja, genau, richtig erraten. Weil mich der Glaubenssatz schön in Schach gehalten hat. Der Glaubenssatz: „Ich bin nur gut genug, wenn ich einer sozialen Gruppe zugehöre.“

Wenn ich jetzt zurück blicke, dann erkenne ich die Momente der Anspannung in der dieser Glaubenssatz das Steuer übernahm. Ich erkenne wie ich mich selber und meine Zeit mit mir nicht genoss, weil ich mir ja einredete alleine nicht gut genug zu sein.

Das kommt mir bekannt vor. Denn weißt du wann dieser Glaubenssatz ganz ausgeprägt war? Während meines Studiums. Irgendwie dachte ich eigentlich, ich hätte diesen Glaubenssatz abgelegt. Doch, hier darf ich mich selber wieder erinnerten, ganz so einfach ist es nun mal nicht. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass uns Glaubenssätze oder Trigger für immer verlassen, wenn wir sie einmal erkannt haben. Loslassenn und heilen bedeutet nicht, dass bestimme Trigger oder Glaubenssätze aus deinem Leben vollends verschwinden. Es bedeutet, dass du dir über sie bewusst bist und Wege findest wie du in Momenten in denen sie aktiv werden wieder einen Weg aus ihnen heraus und zurück zu dir findest. Doch es bedeutet nun mal nicht loslassen für den Rest deines Lebens.

So wie eben für mich bei diesem Glaubenssatz.

Wie ich dem ganzen überhaupt auf die Schliche gekommen bin?

Kurz gesagt durch meine Körper Wahrnehmung.

Und die lange Version: Nach aktiven 12 Jahren persönlicher Entwicklung ist es das Geschenk, das ich u.a. erhalten haben: mittlerweile kenne ich meinen Körper sehr sehr gut und nehme seine Signale sehr gut wahr. Manchmal braucht es einen Moment (so wie dieses Mal zwei, drei Tage) und manchmal passiert es innerhalb von Sekunden. Heute erkannte ich das alles als mir beim Tagebuch schreiben bewusst wurde wo das Gefühl von Trauer, Druck und Unruhe eigentlich saß. Es zeigte sich wie ein Mantel unter dem ich mich befand. Ein Mantel, den ich anziehen oder nun mal auch ablegen kann. Es war kein Gefühl, dass ich in mir trug. Eher eine Lage, eine Hülle, ein Kleidungsstück eben, dass ich ausziehen kann. Kein Teil von mir. Meine Schlussfolgerung: ein limitierender Gedanken musste hinter dieser Empfindung liegen und nach etwas schreiben fand ich ihn dann auch. Nämlich den, den ich bereits mit dir teilte, den Glaubenssatz. Und als ich das erkannte nahm noch etwas anderes wahr, unter dem Mantel: Liebe. Ruhe. Zufriedenheit. Freude. Mein wahres Gefühl. Spürbar direkt im Herzen und weil es nun mal im Herzen zu spüren war eine weitere Schlussfolgerung: mein wahres Gefühl.

Und was passierte in dem Moment? Na klar, ich begann die Zeit im Café und jedem Moment danach alleine mit mir voll und ganz zu genießen. Denn ich wusste und, noch viel wichtiger, spürte, dass eine andere Wahrheit galt: auch alleine mit mir bin ich gut genug.

Was daraus folgte?

Die schönsten Moment: seitenweise Weisheiten und Erkenntnisse im Tagebuch festgehalten. Lesen auf der Bank auf meiner Lieblingswiese umgeben von mindestens 3 Baby Hasen und drei großen. Eine wundervolle self care mir Haar- und Gesichtsmaske. Lustige Gespräche im Speisesaal. Und natürlich dieser Beitrag hier.

Und das alles im puren Genuss und erfüllt mit purer Lebensfreude.

Ich wünsche dir den schönsten Freitagabend.

Von Herzen geschrieben,

Ronja