Von Herzen Geschrieben

View Original

Sich selber treu bleiben – Über Vergebung und die Übung nein zu sagen

Mal abgesehen von der frühen Uhrzeit hatte ich einen guten Start in den Tag. Über Nacht habe ich viele Sachen loslassen können und eine wundervolle neue Klarheit gewonnen. Es fühlte sich gut an und noch viel besser als ich das in meinem Tagebuch festhalten konnte. Doch irgendwann im Verlauf des Tages habe ich aufgehört mir meiner selbst treu zu bleiben. Stattdessen hatte ich ja gesagt. Zu Dingen zu denen ich eigentlich ein nein fühle. Habe meinen Mund nicht aufgemacht in Momenten in denen ich mich hätte klar positionieren können – und wollen. Ich habe mich in einen Strom an Verhalten, Gedanken und Mindset ziehen lassen. Alle drei von einer Art, die ich vor langer Zeit abgelegt hatte.

Warum?

Weil ich dazu gehören wollte. Zu denen, die meckerten. Zu denen, die Regeln brachen. Zu den coolen.

Ich hatte meinen Mund nicht aufgemacht um dazu zu gehören.

Ich hatte geschwiegen um dazu zu gehören.

Ich hatte mitgemacht um dazu zu gehören.

Alles um dazu zu gehören.

Doch wozu eigentlich?

Zu Menschen, die die Dinge anders sahen als ich es tat.

Zu Menschen, die nicht die gleichen Grenzen setzen wie es tue.

Zu Menschen, die einen Lebensstil führen, der nicht dem meinen entspricht.

Warum will ich da dazu gehören?

Weil ich Harmonie bedürftig bin und ein Teil von mir immer noch Angst davor hat diese Harmonie zu riskieren und seine eigene Meinung zu sagen (zumindest denkt das ein Teil von mir über mich selbst). Weil ich nach wie vor tief in mir drin den Glaubenssatz habe und lebe „Ich muss geliebt werden“ – koste es was es wolle, auch mich selbst.

Warum ich dir das schreibe? Weil solche Momente dazu gehören und weil ich nicht verschweigen will, dass sie auch in meinem Leben existieren. Ich will nicht, dass du denkst, dass hier immer alles rosarot ist. Ist es nämlich nicht. Heute bin ich bäh nach Hause gekommen, konnte mich nicht beruhigen und hab es am Herzensmann rausgelassen – zumindest ein bisschen, die Kurve habe ich noch gekriegt. Hätte ich früher nicht.

Warum ich es heute kann? Weil ich in einer anderen Beziehung bin. Ja, einer Beziehung zum Herzensmann, doch viel mehr zu mir sehr selbst. Ich kenne mich und erkenne die Anzeichen, die zu bestimmten Verhaltensweisen führen. Ich weiß wozu sie führen. Und ich weiß auch was ich dagegen tun kann und darauf kommt es an! Dich selber kennen zu lernen – nur so kannst du dir ja überhaupt treu bleiben – und Wege, sprich Rituale zu finden, die dir helfen.

Was das für mich ist? Natürlich, du errätst es sicher schon: Tagebuch schreiben. Das habe ich noch bis vor wenigen Momenten getan. Doch in diesem Moment brauche ich auch etwas anderes: Zeit. Ein Moment (oder zwei) einfach nur für mich selbst. In meiner Welt. Zum Loslassen, runter kommen, verdauen. Vergeben. Denn darum geht es mir in gerade diesem Moment. Mir vergeben, dass ich mir eben nicht treu geblieben bin. Vergeben, und mich nicht in das Geschehene rein steigern – wie meine Familie und ich so schön sagen: hätte hätte, Fahrradkette. Vergeben und es beim nächsten Mal besser machen. Das nein sagen für mich nicht das einfachste ist wusste ich schon. Also morgen wieder üben. Und übermorgen. Und überübermorgen. Und überüberübermorgen.

Jetzt werde ich etwas anderes tun, wenn ich den Laptop zuklappe: bewegen. Denn das habe ich vor ein paar Wochen erkannt hat eine Bedeutung derer ich zwar wusste doch mir nie wirklich bewusst war. Mehr bald dazu.

 

Ich hoffe, dass du es heute geschafft hast dir deiner Selbst treu zu bleiben.

Ich hoffe, dass du an einem Punkt auf deiner Reise bist an der du weißt, was das überhaupt für dich bedeutet.

Ich hoffe, dass du bereits weißt wird du bist und wozu du stehst. Soweit du das heute überhaupt wissen kannst, denn wir lernen ja jederzeit dazu.

 

Ja, all das hoffe ich. Und morgen, morgen ist ein neuer Tag an dem wir üben dürfen wir selbst zu sein, uns treu zu bleiben. Und jeder Tag an dem wir die Chance dazu bekommen ist ein Wunder in sich.

Mit ganz viel Liebe,

Von Herzen geschrieben,

Ronja