Von Herzen Geschrieben

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Wie ich mir selber im Weg stehe

Kann man sich selber kennenlernen eigentlich ein Hobby nennen? Wenn ja, dann ist es definitiv meins. Ich lieb es ja. Immer weiter ein Stückchen mehr. Es ist Sonntag, der erste wirkliche Sommer-Sonntag und schon den ganzen Tag stand auf meiner to do Liste vor allem eins: Woche organisieren, Blog Beiträge bearbeiten, eine braindump-Liste machen und wieder Ordnung in die Gedanken kriegen. Doch schon kurz nach dem Aufstehen als ich mich das erste Mal an mein Vorhaben erinnerte, begann ich ein nervöses Flattern im Bauch zu spüren. Aufregung, wie vor einer Prüfung. Nur habe ich heute keine Prüfung und auch morgen nicht. Zumindest dachte ich das. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich mich selber unter eine Prüfung setzte, derer ich mir nicht mal bewusst war.

Zum Schreibtisch schaffte ich es nicht, Stunde um Stunde nicht, Minute um Minute nicht. Die Frustration wuchs. Die Frage tauchte wieder und wieder in mir auf: wie konnte es sein, dass etwas, das ich so sehr genoss (schreiben und meine Worte teilen), mir immer wieder so schwer umzusetzen fiel? Wieso schaffte ich es nicht mich einfach an den Schreibtisch zu setzen und das zu tun, was ich so sehr liebte? Warum fühlte es sich so schwer an?

Das sind Gedanken, die mir sehr vertraut sind, denn sie begleiten mich schon sehr lang. Du könntest jetzt sagen, dass es dann nicht das richtige ist, oder? Immerhin heißt es doch, dass die Dinge „leicht fallen“, wenn sie deine Ding sind. Mit Leichtigkeit heißt es doch überall. Mhhhhhh....das versucht mir mein Verstand auch immer wieder einzureden, doch weißt du, das wundervolle Kribbeln, das ich jetzt gerade neben dem nervösen Kribbeln verspüre? Das ist einmalig. Und das fühle ich nirgendwo sonst. Ich habe es immer nur beim Schreiben gespürt. Und weißt du was ich glaube? Dieses Kribbeln, das ist es was zählt.



Zitat: Was lässt dein Herz schneller schlagen? Wann spürst du das magische Kribbeln in dir, das durch deinen ganzen Körper rast. Als wärst du verliebt. Du bist verliebt. Die Frage ist nur in was...wann spürst du es also, dieses magische Kribbeln?

 

Schreiben fällt mir nicht per se leicht. Es gibt Momente in denen es mir leicht fällt, da fließen die Worte einfach nur so aus mir raus. Es gibt auch Momente, da brauchst es Anfangs einen Moment der Überwindung bevor die Worte fließen – so wie jetzt.

Leicht verzweifelt sprach ich das dem Herzensmann gegenüber an und wundervoll wie er ist, verstand er gleich mir die richtigen Fragen zu stellen um wieder ein Stückchen tiefer zu gehen. Und da sprudelte sie aus mir heraus, die Wahrheit.

Was mich davon abhielt mein Ding zu machen?

Der Gedanke, dass das was ich hier kreiere nicht gut genug ist. Der Anspruch, dass es perfekt sein muss. Der Gedanke, dass ich es nicht bin. Perfekt.

Ich wusste, dass es die Wahrheit war, die da aus mir heraus gesprudelt war, denn ich konnte es fühlen. Es kam mir fast so vor als wäre nicht ich es gewesen, die das gesagt hat, sondern ein anderer Teil in mir, meine Weisheit, meine innere Stimme.

Der Anspruch perfekt zu sein. Der Gedanken nicht gut genug zu sein....wie oft hielt er mich davon ab mein Ding zu machen? Wie oft hatte ich mir bereits selbst im Weg gestanden damit? Wie oft hatte ich diesem Gedanken die Entscheidungsmacht gegeben? Seit wann hatte ich mich selber unter die Prüfung gesetzt, dass das was ich hier für Von Herzen mache, perfekt sein muss?

 

Wie du ja vielleicht weißt, habe ich im letzten Jahr sechs Monate (oder vielleicht sogar mehr) lang eine soziale Medien Pause gemacht. Kein Instagram, keine anderen sozialen Medien, nur wenig YouTube und Pinterest. Aufgehoben habe ich diese Pause am Jahresanfang. Vor fast sechs Monaten und weißt du was? Fast alles was ich in der Zeit meiner Pause gelernt habe, habe ich genauso wieder verloren. Die kleinen Pausen beim Warten auf die U-Bahn oder auf den Herzensmann um loszugehen, werden wieder mit Instagram gefüllt. Am Morgen wird als allererstes Instagram gecheckt. Fast jede Tasse Kaffee festgehalten. Und während das Dinge sind die offensichtlich und spürbar sind, gibt es da noch etwas anderes, dass mir so vielleicht gar nicht bewusst gewesen ist: der Anspruch an mich selbst und meine kreative Arbeit ist enorm gewachsen. Natürlich, denn die ganzen sozialen Medien sind damit gefüllt wie unser Leben noch aussehen könnte. Wie wir uns verbessern oder verändern können. Wie ein perfektes Bild, ein perfekter Feed aussehen kann. Wie der wunderbare Sommerstil zu erreichen ist. Wie unser Körper. Unser zu Hause... 

Es lässt sich alles finden in den sozialen Medien. Nur einen Klick entfernt. Und ich habe so den Verdacht, dass mein Anspruch perfekt zu sein da ganz schön geschürt von wird. Der Gedanke meine Worte hier müssten perfekt sein. Dabei vergesse ich das Wesentliche: es sind nur Wörter. Wörter, die dir eine Geschichte erzählen. Wörter, die der Heilung entsprechen. Und Heilung? Die ist doch immer perfekt. Deine Geschichte? Ebenso. Weil du in all dem was du bist, perfekt bist. Exakt so wie du bist, mit all deinen Ängsten.

 

Ich hoffe, dass ich das nächste Mal im Kopf habe, dass es vielleicht einfach nur dieser Gedanke an Perfektion ist, der mir das kreative Arbeiten schwer fallen lässt. Der in meinem Weg steht einfach mein Ding zu machen. Denn am Ende von diesem Beitrag? Da fühle ich mich erfüllt. Genieße meine Worte, lasse sie auf der Zunge zergehen. Denn perfekt oder nicht, das bin ich...und ich mag die, die ich bin., Sogar ziemlich gerne.

 

Von Herzen geschrieben,

Ronja