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Long Covid: Warum ich Sport heute liebe und tatsächlich durchhalte 


Hallo du Herzensmensch,

letzte Woche teilte ich mit dir Routinen, die mir gerade Gutes bringen und du kannst den Beitrag gerne an dieser Stelle nachlesen. In Wahrheit habe ich den Beitrag zu den Routinen bereits in groben Zügen am Anfang des Jahres geschrieben. Zu der Zeit als es hier rund um das Thema “Ziele setzen” ging und ich nicht umhin kam, über meine vielen kleinen aber feinen Routinen nachzudenken und ich muss schon sagen, es erfüllt mich mit Stolz, wie lange diese Routinen schon meinen Alltag erleichtern. 

Wenn nichts mehr geht

Auch Sport bzw. Bewegung im Alltag schaffte es auf die Liste und ich teilte auch mit dir, dass es mir doch auch ziemlich klischeehaft vorkam, als ich den Beitrag schrieb. Doch weißt du, seit einem Jahr spielt Sport und Bewegung tatsächlich eine große und wichtige Rolle in meinem Alltag. Ich schätze seit Long Covid mir jegliche vorhandene Fitness nahm und ich erkannte, was für ein Geschenk es ist Sport treiben zu können. Ja, was für ein Geschenk es ist, wenn der Körper das überhaupt stemmen kann. Für einen Moment im Jahr 2021 ging da meinerseits überhaupt nichts mehr. Eigentlich auch 2022 nicht. Ich versuchte es, na klar, dachte irgendwann ich könnte wieder meine normalen 10km joggen gehen oder fünf Home Workouts die Woche durchziehen, doch schnell merkte ich, dass ich da gehörig falsch lag. 

Vielleicht stimmt der Spruch also doch, in dem es heißt, dass du erst etwas zu schätzen weißt, wenn es dir genommen wird. Im Falle meiner eigenen Fitness? Da gilt es auf jeden Fall. Ich weiß ja auch nicht, wie es dir geht, doch habe irgendwie das Gefühl, dass ich meinen Blick auf Sport folgendermaßen einteilen kann: Als Kind vollkommen normal und Teil des Alltags in der Schule und auch außerhalb von ihr. Als Teenager langsam die erste Probleme damit à la “Sport ist Mord” und wahrscheinlich dann auch aufgrund der Pubertät und Veränderung des Körpers eher eine Qual. Dann irgendwann der langsame Wechsel von Sport als etwas Gutes zum Sport als Weg zum Abnehmen. Genau das steckte ich bis Long Covid dann auch irgendwie fest. 

Sport immer nur als Methode zum Abnehmen

Geht es dir da vielleicht genauso? Ich denke die Wahrscheinlichkeit ist groß, zumindest wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umhöre. Doch was ich lernte, und was auch du lernen kannst: Sport kann so viel mehr sein. So viel mehr als nur eine Methode zum Abnehmen. Es kann ein Weg für mehr Spaß im Leben sein. Sport kann einen Ausgleich schaffen und für mich letztendlich - und das ist wohl auch der Grund, warum ich seit letztem Jahr mehr oder weniger konsequent darin bin - eine Methode sein, um meine Kreativität zu befeuern. 

Diesen Aspekt habe ich bisher tatsächlich im großen weiten Internet nur sehr wenig vernommen, doch für mich ist es wohl der größte Antrieb und das größte warum. Die Steigerung meiner Kreativität. 

Warum Sport? Für die Kreativität!

Das fand ich zufällig heraus: In den letzten Monaten in denen ich so gut es mit meinem Alltag vereinbar war, am Morgen an meinem Buch über mein Leben mit Long Covid schrieb. Doch mehr als maximal 3-4 Stunden an einem Stück waren niemals möglich für mich. Und nach einer solchen Schreibsession musste es erstmal eine Pause für mich sein. Weder YouTube noch lesen noch groß durch Instagram scrollen waren das, wonach sich mein Körper und Geist sehnte. Ich musste raus, weg von Bildschirmen und meinen Körper spüren. Das Fitnessstudio wurde zum Ort meiner Wahl und da merkte ich es mit der Zeit. Auf dem Crosstrainer konnte mein Unterbewusstsein das Geschriebene verarbeiten. Und mehr als einmal musste ich mein Training anhalten, um all die Ideen niederzuschreiben, die während des Trainings in mir hoch sprudelten. Unendlich viele Blog Beiträge wurden in groben Zügen in mein Handy getippt. Fragen in Bezug auf das Manuskript geklärt oder stockende Passagen plötzlich gelöst.
Genau deshalb halte ich am Sport auch weiterhin fest.
Genau deshalb schätze ich, dass er mich auch weiterhin begleiten wird. 

Dankbarkeit

Und ich bin dankbar dafür. Unendlich dankbar dafür, dass mein Körper es wieder leisten kann. Ich weiß noch, wie ich vor ungefähr einem halben Jahr auf eben jenem Crosstrainer stand und plötzlich spürte, wie ich wieder vollkommen frei atmen konnte - fast zwei Jahre nach meiner Infektion! Und ich hatte überhaupt nicht wahrgenommen, wie beinträchtigt mein Atem eigentlich war, ich war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass ich diesbezüglich keine Probleme durch Long Covid hatte. Mhh, das hatte ich wohl falsch eingeschätzt. Da auf dem Crosstrainer atmete ich gefühlt das erste Mal wieder richtig durch. Und spürte gleichzeitig die Tränen hinter meinen Liedern brennen vor lauter Dankbarkeit. 

Ich möchte trotzdem anmerken, dass ich wahrlich nicht perfekt in all dem bin. Immer wieder und auch gefüllt durch die sozialen Medien lande ich in einem “mehr, intensiver, abnehmen”-Strudel und auch manche Frauen, auf die ich im Fitnessstudio treffe, befeuern das. Denn es ist schon eine verrückte Welt, die Fitnesswelt. Ich glaube zum Beispiel auch, dass ich aus eben diesem Grund am Anfang meine Workouts etwas übertrieben habe. Vergessen war das, was ich auf der Reha lernte. Vergessen der Fokus auf ein moderates Training. Doch auch hier retteten mich mein Kalender, meine Tracker und vor allem jener, in dem ich meine Kopfschmerzen trackte. Denn schnell stellte ich einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg von Kopfschmerz-Tagen und dem Training fest. Interessant. Und wie in allen anderen Lebensbereichen gilt auch hier: Schritt für Schritt. Aus Fehlern lernen und langsam und beharrlich seinen Weg weitergehen. Denn am Ende ist auch Sport bzw. die Integration von ihm in das eigene Leben ein Projekt. Ein Projekt, das es langsam und beharrlich zu bestreiten gilt. 

Hast du eine Sport-Routine? Wie sieht diese aus? Welche Lektionen hast du auf deinem Weg gelernt?

Von Herzen Geschrieben,
Ronja