Über Mut, Mutproben und ein klitzekleines bisschen mutig Sein
Hallo du Herzensmensch,
Und willkommen zurück! Zumindest für mich, denn die letzten zwei Wochen waren bei mir Urlaub angesagt. Das erste Mal seit so langer Zeit endlich wieder Urlaub. So richtiger Urlaub. Abschalten. Entspannen. Am Meer liegen. Nichts tun. Nicht mal gelesen habe ich, was ich sonst immer tue, einfach…ja einfach weil ich so glücklich damit war nur zu sein. Ein wirklich wundervolles Gefühl.
Ich könnte einen ganzen Artikel schreiben, doch das werde ich nicht. Auch weil ich weiß, dass Urlaub Luxus ist. Ein Luxus, den nicht jeder hat und auch weil ich davon ausgehe, dass nicht jeder seit der Pandemie bereits im Urlaub war, denn auch ich habe mich anfangs etwas schwer damit getan. Die ganzen Einreisebestimmungen, Regeln, Ängste etc. haben mich nervös gemacht und mir anfangs die Lust am Reisen genommen…bis es zu einem mentalen und gesundheitlichen Tiefpunkt kam und ich wusste, dass ich Abstand brauchte. Da waren die Tickets dann plötzlich schnell gebucht. Und am Ende - na klar - war das mit den ganzen Bestimmungen gar nicht so ein großes Problem.
Während ich also am Strand lag, habe ich unglaublich viel nachgedacht bzw. meine Gedanken einfach ziehen lassen. Seit meine Gesundheit durch die Corona Infektion nicht mehr so ganz auf der Höhe ist, habe ich generell unglaublich viel über mein Leben und mich nachgedacht. Habe es bewusst und unbewusst analysiert und durchdacht, nach neuen Wegen gesucht meinen Alltag zu gestalten und mich & mein Verhalten viel intensiver beobachtet. Es wurde deutlich für mich, dass es in bestimmten Bereichen zu Veränderungen kommen musste. Veränderungen, die ich teilweise bereits eingeleitet habe, während andere noch auf ihre Zeit warten.
Und was braucht es für Veränderungen oftmals? Na klar, Mut. Genau das wurde mir im Urlaub so richtig bewusst. Veränderungen anzugehen braucht Mut. Und Kraft. Und Vertrauen. Und eine klitzekleine Prise Leichtigkeit.
Ich würde mich instinktiv nicht unbedingt als eine mutige Person bezeichnen obwohl es in meinem durchaus viele mutige Momente gab: 800km quer durchs Land in eine fremde Stadt alleine zum Studieren zu ziehen, für ein Jahr als Au-pair in die USA zu gehen, nach dem Abschluss etwas völlig anderes zu tun, damals als einzige aus meiner Klasse ohne meine Freundinnen auf ein Gymnasium zu gehen. Da gab es einige solcher großen und kleinen Situationen in meinem Leben. Alle brauchten sie Mut. …und den gewann ich im Urlaub wieder zurück.
Als ich mit dem Herzensmann am Meer auf einer (nennen wir es) Plattform stand und Menschen dabei beobachtete wie sie von eben dieser Plattform ins Meer gesprungen sind. Das wollte ich auch. Doch da war die Angst: „Ich kann das nicht“. „Ich bin dafür nicht genug“. „Was wenn mir etwas passiert?“. Da stand ich, wieder wie ein kleines Mädchen. Hin und her getrieben, ein Schritt vor, einen Schritt zurück. Abwägend. Voller Angst. Bis da plötzlich ein Moment der Klarheit war in dem ich erkannte, dass ich mich komplett von der Angst zurückhalten lies. Was war das schlimmste was mir passieren könnte? Eine Bauchlandung, vielleicht ein peinlicher Moment, vielleicht ein Ziehen/Brennen, wenn es eine Bauchlandung werden würde. Als ich erkannte, dass das Schlimmste gar nicht so schlimm sein würde, holte ich tief Luft, rannte los und sprang. Wieder und wieder. Weil es einfach nur unglaublich war.
Ein paar Tage später. Völlig nüchtern auf einer open Air Party, Live DJ (keine Sorge, es war leer, da war viel Abstand). Ich hatte solche Lust zu tanzen (das habe ich schon seit Wochen). Doch da war sie wieder, die Angst: „Was ist, wenn ich mich lächerlich mache?“. „Oh werde ich in meinem Kapuzenpullover nicht dämlich aussehen?“. Wieder wollte sie mich lähmen, mich zurückhalten, davon abhalten meinem Gefühl zu folgen. Dieses Mal merkte ich es, schneller, und erkannte:
Wenn ich meinen Ängsten jetzt das Zepter gäbe, würde ich enorm viel Spaß verpassen…wegen Gedanken und Vorstellung, die a) reine Interpretation waren und b) den Fokus auf andere setzten anstatt auf mich selbst.
Also tanzte ich. Schüttelte die Gedanken ab. Ließ los. Folgte meinen Körper und meinem Spaß.
Es mag für dich nicht mutig sein. Doch für mich ist es das, war es das. Und es waren zwei „kleine“, für mich große Momente, die unglaublich viel losgelöst haben. Denn was ich da im kleinen erlebte, lässt sich auf so viele große Sachen übertragen. So oft geben wir uns voll und ganz den angsterfüllten Gedanken hin anstelle davon uns wirklich ernsthaft zu fragen, was eigentlich das Schlimmste ist, was passieren könnte. Würden wir es tun, würden wir erkennen, dass das Schlimmste ganz oft überhaupt nicht so schlimm ist. Nichts, was wir nicht meistern könnten. Was dann fehlt ist einfach eine kleine große Prise Mut.
Seit diesen Momenten im Urlaub laufe ich ein wenig aufrechter durch die Welt. Stolzer. Stärker. Selbstbewusster. Und auch um einiges leichter, weil es sich so anfühlt als hätte ich ganz schön viel Gewicht abgeladen als ich ins Meer gesprungen bin.
Ich hatte solche Momente schon als junges Mädchen. Lustigerweise war es auch damals das Springen ins Wasser - von einem 5 Meter Turm. Ich wollte es so lange unbedingt tun, traute mich nicht, bis ich eines Tages den Mut dazu fand. Sehr viele Jahre habe ich von diesem Moment gezehrt. Wann immer ich etwas tun musste, dass ein wenig Mut erforderte habe ich mich daran erinnert: „Wenn ich es geschafft habe von einem 5 Meter Turm zu springen, dann schaffe ich das auch“. Mir war bis vor kurzem nicht bewusst, wie sehr mir dieser Gedanken geholfen hat, doch jetzt habe ich ihn zurück und ich glaube er wird mir in den nächsten Monaten sehr oft helfen.
Wenn ich es geschafft habe ins Meer zu springen, dann schaffe ich das auch.
Ich kann dir nur ans Herz legen eine ähnliche Situation zu schaffen. Vor allem weil ich glaube, dass wir alle nach Corona an Stärke, Selbstvertrauen und Spaß zurückgewinnen dürfen.
Denn mit ein bisschen Mut lebt es sich so viel besser.