Krank im Bett und die Rückgewinnung meiner Lebensfreude (#long COVID)

Wundervolle Frühlingsblüten

…merke ich wie sehr ich in den letzte Monaten nicht mehr ich selbst gewesen bin. Wie sehr ich mich selbst habe hängen lassen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nicht die einzige bin, dass es nicht nur an meinem persönlichen Long Covid liegt, sondern an unser aller Corona Erfahrung und all jenen schrecklichen Dingen, die gerade erneut in der Welt passieren…

Hallo du Herzensmensch, 

Krank im Bett zu liegen ist nicht mein Liebstes, wirklich nicht. Vor allem, wenn es kurz hintereinander so oft passiert. Doch was bringt uns Widerstand? Nichts, eigentlich wirklich überhaupt nichts. Und doch, es ist doch wirklich meistens die erste Reaktion, findest du nicht? 

„Ich will nicht krank sein.“
„Ich will nicht Single sein.“
„Ich will nicht so erschöpft sein.“
„Ich will nicht so verwirrt sein.“

Was auch immer die Situation, die erste Reaktion ist Widerstand. Für mich zumindest, für dich auch?

Ich arbeite daran. Versuche es. Immer wieder, wenn ich Widerstand wahrnehme. 

Jetzt gerade, da bin ich nun mal nicht fit, sitze hier umgeben von Taschentüchern, heißem Tee und literweise Wasser und pflege mich gesund. Zu denken „Ich will das nicht“ ändert nichts an der Tatsache, dass es nun mal so ist. Dass ich nun mal gerade krank auf dem Sofa liege. Schon wieder. Auch dieses „schon wieder“ hilft jedoch meiner Gesundheit nicht, im Gegenteil, es zieht mich wenn überhaupt einfach nur noch weiter runter. Denn es ist nunmal so (wenn auch leider), dass meine Gesundheit gerade (also eigentlich seit Monaten) nicht voll auf der Höhe ist. 

Doch dann ist bei all dem krank zu Hause im Bett liegen auch immer etwas magisches dabei: wenn es dir langsam anfängt etwas besser zu gehen, du langsam wieder etwas klarer denken kannst und nicht mehr den ganzen Tag am Schlafen bist, dann passiert es endlich: Erkenntnisse. Wandel. Klarheit. Wahrheit. Das ist wohl die gute Seite der Medaille…diese Erkenntnisse. Da gab es einige heute und auch vor drei Woche als ich schonmal mehrere Tage krank im Bett lag. Wundervolle magische Erkenntnisse. Nicht alle schon gereift genug um hier über sie zu sprechen. Manche noch zu frisch, zu verletzlich um sie ans Tageslicht zu bringen.

Ich kann es dir gar nicht erklären, in mir passiert so ein großer Prozess gerade, so ein immenses Wachstum und ich freue mich darauf dir so viel mehr davon zu erzählen, doch jetzt gerade, heute, merke ich wie sehr ich in den letzte Monaten nicht mehr ich selbst gewesen bin. Wie sehr ich mich selbst habe hängen lassen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nicht die einzige bin, dass es nicht nur an meinem persönlichen Long Covid liegt, sondern an unser aller Corona Erfahrung und all jenen schrecklichen Dingen, die gerade erneut in der Welt passieren. Irgendwann im letzten Jahr habe ich meine Freude verloren. Mein Vertrauen. Meine Hoffnung. Meine Träume. Ja, vor allem die Träume. Ich hatte immer Träume, ich liebe Träume, schon als Kind gab es für mich nichts besseres als tagträumend aus dem Fenster zu schauen bei einer Autofahrt. Es erfüllt mich, es lässt meine Seele leuchten. Doch irgendwie habe ich das verloren und bis vor wenigen Stunden habe ich das nicht einmal gemerkt. Ja, Lebensfreude. Irgendwie war die gedämmt in der letzten Zeit, du auch? 

Ja, das klingt alles so negativ, war es, ist es, vielleicht ja auch. Ich habe wirklich viel rumgehangen in den letzten Monaten, oft auch weil ich es gesundheitlich nicht anders konnte. I am giving myself grace. Ja, das tue ich. Denn ich bin auch dankbar dafür, denn am Ende bringt es uns immer weiter. Jede Erfahrung, jeder Moment, auch die schlechten, besonders die schlechten. Es kommt mir vor wie ein riesenlanger Atemzug. Ein Innehalte, ein Kräfte sammeln. Kräfte sammeln um die nächsten Schritte zu gehen. 

Das ich nicht die einzige mit solchen Gedanken bin, das weiß ich, das merke ich an den Gesprächen mit Freundinnen und Freunden. Es ist einfach gerade keine leichte Zeit. In einem Gespräch mit meiner Mama heute morgen kam mir jedoch ein Gedanken. Vielleicht sollten wir uns eine Liste schreiben. Eine Liste mit all jenen Dingen, die uns besonders gut tun in Zeiten in denen es uns vielleicht nicht so gut geht, in denen uns die Decke auf dem Kopf fällt.

Eine Liste in einem A5 Filofax original über die Rückgewinnung der  Lebensfreude nach long COVID

Ich weiß es sind keine „noch nie davon gehört“- Punkte auf meiner Liste und doch ist es gut es einmal aufgeschrieben zu haben. Denn gerade in den Momenten in denen es einem nicht gut geht, fällt es einem ja besonders schwer sich an all jene Punkte zu erinnern, oder? Spazieren gehen zum Beispiel. Klar weiß ich, dass es mir gut tut, doch ehrlicherweise? Ein wenig aufraffen muss ich mich an solchen Tagen schon immer dazu. 

Es wird nicht nur an meiner Long COVID Geschichte liegen, sondern sicherlich an Corona allgemein, doch ich musste tatsächlich auch neue Punkte für die Liste finden. Denn der ein oder andere Wohlfühlfaktor, der noch vor zwei Jahren auf der Liste gestanden hätte, tut es jetzt einfach nicht mehr. Eine Runde joggen zum Beispiel. Oder auch eine Tasse Kaffee, die ich zwar immer noch genieße, die mir aber längst nicht mehr so viel Freude und Genuss wie früher bringt. Oder frisch gewaschene Wäsche. Oder eine neue Lavendelseife. Kuchen backen. Parfüm auftragen. Im Gegenteil, durch den Verlust von meinem Geruchssinn sind diese Dinge eher Auslöser von negativer Energie. Doch nach über einem Jahr habe ich langsam die Schnauze voll mich von Long COVID runterziehen zu lassen und deshalb mussten neue Dinge her. So wie meine rückgewonnene Liebe zu Romanen. Oder auch den Knospen beim Erblühen zuzuschauen. 

Ich hoffe, dass dir meine Worte ein kleines bisschen dabei helfen wieder deine Lebensfreude zurückzugewinnen. In kleinen Schritt. Schritt für Schritt. 

Von Herzen geschrieben,
Ronja 

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